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Endometriose – aus dem Herz gesprochen…

Endometriose ist ein Arschloch. Punkt. Keiner kann es schönreden. Es ist eine Erkrankung die bei den Betroffenen auf alle Lebensbereich und in allen Lebensphasen eingreift und sich auswirkt. Meistens dauert es dann auch noch ewig bis eine Diagnose gestellt wird und bis dahin – denken andere: ist es vielleicht doch die Psyche oder ist man empfindlich?

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Endometriose – medizinisch…

Was ist Endometriose?
Endometriose ist eine chronische Erkrankung, bei der Gewebe außerhalb der Gebärmutter wächst und sich häufig im Bauchraum, an Eierstöcken, Eileitern, Darm und Blase ansiedelt. Diese Wucherungen reagieren auf den Monatszyklus, können jedoch nicht abgeblutet werden, was zu Zysten, Verwachsungen und Entzündungen führt. Dies verursacht oft starke Schmerzen und kann in extremen Fällen Organe wie Nieren oder Lunge beeinträchtigen.

Symptome und Auswirkungen
Endometriose ist vor allem eine Schmerzerkrankung, die den Alltag und die Lebensqualität stark beeinträchtigen kann. Typisch sind heftige Regelschmerzen, die häufig mit Schmerzen beim Geschlechtsverkehr sowie beim Wasserlassen und Stuhlgang einhergehen. Betroffene berichten zudem von zyklusunabhängigen Unterleibsschmerzen, Darmproblemen, Übelkeit und einem hohen Maß an Erschöpfung. Unspezifische Symptome wie Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Erschöpfung und eine erhöhte Infektanfälligkeit tragen dazu bei, dass die Krankheit oft spät erkannt wird. Das Ausmaß der Beschwerden steht nicht immer im Verhältnis zur Größe der Herde. Es gibt Frauen mit ausgedehnter Endometriose und wenigen Symptomen, während andere unter starken Schmerzen bei kleineren Herden leiden. Bleibt Endometriose unbehandelt, kann sie das umliegende Gewebe infiltrieren und schwere Schäden verursachen. Besonders gefährdet sind Harnleiter und Nieren, wenn die Endometriose diese einengt. Auch der Darm kann betroffen sein, was in einigen Fällen eine operative Entfernung der Herde erforderlich macht. Ein besonders gefährdetes Organ ist die Niere, wenn Endometrioseherde die Harnleiter verengen. Selten kann dies zu einem Funktionsverlust der Niere führen. Auch Herde im Dickdarm und in der Blase können bei manchen Patientinnen Beschwerden verursachen, die operative Eingriffe nötig machen. Neben Schmerzen verursachen Endometriose-Herde auch Entzündungen und Verwachsungen, die zu einer eingeschränkten Organfunktion führen können. Besonders betroffen sind die Gebärmutter, Blase und der Darm. So kann z. B. der Darm an der Gebärmutter verkleben, wo er starke Beschwerden auslöst. Neu wachsende Nervenfasern in den Herden verstärken zusätzlich den Schmerz. Diese Verwachsungen erzeugen mechanische Spannungen im Körper und verstärken den Schmerz.

Typische/häufige Beschwerden:
Schmerzen: Vor allem während der Menstruation, im Unterleib, Rücken, beim Geschlechtsverkehr, Wasserlassen oder Stuhlgang.
– Darm- und Blasenprobleme: Blähungen, Durchfall oder Verstopfung, Schmerzen beim Stuhlgang oder Harndrang und häufige Schmerzen in der Blase.
Kopfschmerzen und Erschöpfung: Viele Betroffene fühlen sich antriebslos, haben Rückenschmerzen, Kopfschmerzen und sind anfälliger für Infektionen.
– Zyklische Blutungen außerhalb der Regel: Zyklische Blutungen im Darm oder der Blase können ebenfalls auf Endometriose hinweisen.

Ein weiteres zentrales Problem: Für etwa 40 % der Patientinnen ist Endometriose ein Grund für unerfüllten Kinderwunsch – Etwa 40 % der Frauen mit Endometriose kämpfen mit Fruchtbarkeitsproblemen. Die Krankheit kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen, indem sie Entzündungen und Verwachsungen im Bauchraum hervorruft.

Ursachen und Forschung
Die genauen Ursachen der Endometriose sind noch ungeklärt. Die Forschung vermutet eine Kombination genetischer, hormoneller und immunologischer Faktoren. Zwei Hypothesen zur Entstehung der Herde sind: die Transplantationstheorie, nach der Gebärmutterschleimhaut rückwärts in den Bauchraum gelangt und anwächst, sowie die Metaplasie-Theorie, die eine Umwandlung von Gewebe durch Entzündungen oder Immunsystemstörungen beschreibt. Umweltfaktoren wie hormonreaktive Substanzen könnten die Krankheit zusätzlich beeinflussen.

Partnerschaft, Familie und Vererbung
Bei Endometriose gibt es eine familiäre Häufung: Töchter von Betroffenen haben ein erhöhtes, jedoch geringes Risiko zu erkranken. Das Bewusstsein für die Krankheit innerhalb der Familie kann dazu beitragen, Beschwerden zu erkennen und behandeln zu lassen.
Schmerzen beim Geschlechtsverkehr wirken sich oft auch auf die Partnerschaft aus. Hier haben wir drei Tipps von der ausgebildeten Sozialarbeiterin (MA, MA), klinische Sexologin und zertifizierte Sexual-, Trauma- und Theaterpädagogin Magdalena Zidi (https://www.sexologisch.com/) für euch:
– 
Ohnut bei innenliegenden Schmerzen (wenn außen keine Schmerzen auftreten)  also wenn die Herde Richtung Gebärmutter liegen – Er schnürt nicht ab, die meisten Männer berichten er fühlt sich angenehm an.
– Unser Beckenboden ist oftmals extrem verspannt. Mit diesem Trick kann man dagegen wirken: Auf ein paar dicke Socken oder einen Softball setzen – dabei wird der Beckenboden gedehnt.
– Hormoncremen aus der Apotheke können die Feuchtigkeit erhöhen – auch speziell in den Wechseljahren. 

Diagnose von Endometriose
Endometriose ist eine vielfältige Erkrankung mit unterschiedlich ausgeprägten Symptomen. Diese Variation führt häufig zu Fehldiagnosen wie z.B. Eierstockentzündung, psychogenen Beschwerden oder PMS. Endometriose ist weit verbreitet: Etwa 10-15 % der Frauen weltweit sind betroffen. Als anschauliches Beispiel: Du kennst 10 Frauen – mind. 1 davon ist von Endometriose betroffen. Da die Symptome und die betroffenen Stellen sehr individuell sind, bleibt die Krankheit häufig unbemerkt. Bis zur Diagnose vergehen aktuell im Schnitt 7,5 Jahre; bei Betroffenen mit unerfülltem Kinderwunsch 3 Jahre und bei Schmerzpatientinnen sogar bis zu 10 Jahre.

Diagnostische Schritte
Ein erster Verdacht auf Endometriose zeigt sich meist in einem ausführliches Anamnesegespräch mit einer erfahrenen Gynäkologin oder einem erfahrenen Gynäkologen, in dem Symptome und Zyklusverlauf besprochen werden. Sie können die Diagnosefindung unterstützen, indem Sie ein Schmerz- und Symptomtagebuch führen. Wir haben auch eine Vorbereitungshilfe für Arztgespräche erarbeitet die wir zur Verfügung stellen.

Untersuchungsmethoden:
1. Anamnese und Tastuntersuchung: Eine Befragung und Abtastung der betroffenen Bereiche (Vagina, Enddarm, Gebärmutterbänder).
2. Ultraschall: Sowohl vaginal als auch über die Bauchdecke.
3. MRT oder Darmspiegelung: Gegebenenfalls sinnvoll zur genauen Lokalisierung tief liegender Herde.
4. Laparoskopie: Die einzige Methode zur 100%igen Diagnose, bei der Gewebe entnommen und analysiert wird.

Einige Spezialisten innen können Endometriose auch ohne Operation über Ultraschall oder MRT erkennen, jedoch ist das Können der Anwender innen entscheidend. Eine zweite Meinung kann empfehlenswert sein.

Tipp zur Vorbereitung: Vor dem Arzttermin hilft es, Ängste und Wünsche zu formulieren. Hier ist ebenfalls unsere Vorbereitungshilfe für Arztgespräche hilfreich.

Formen und Klassifikation der Endometriose
Endometrioseherde treten überwiegend in den Eierstöcken, am Douglas-Raum oder im Blasenraum auf. Seltener sind tiefer eindringende Formen (TIE) an Darm und Blase. Selten kommen Herde in weiter entfernten Organen wie Lunge oder Herzbeutel vor.

Klassifikation:
Zur Beurteilung der Schwere wird meist der „rASRM Score“ genutzt, der das Ausmaß der Verwachsungen und die betroffenen Organe in vier Schweregrade einteilt. Das Enzian-System ergänzt diese Klassifikation, um die genaue Lage und Tiefe der Herde zu beschreiben.

Behandlungsmöglichkeiten bei Endometriose
Hormonelle Therapie bei Endometriose
Die hormonelle Therapie bei Endometriose basiert darauf, die Endometriose-Herde zu behandeln, die auf hormonelle Veränderungen reagiert. Ähnlich wie die Gebärmutterschleimhaut unterliegt auch dem Endometriose-Gewebe dem Einfluss von Östrogenen während des monatlichen Zyklus. Ziel der Therapie ist es, den Aufbau und die Abblutung der Schleimhaut am Ende des Zyklus zu verhindern, wodurch die Aktivität der Endometriose-Herde gehemmt wird.
Betroffene reagieren unterschiedlich auf die Hormontherapie, weshalb eine allgemeine Aussage zur Wirksamkeit nicht möglich ist. Es wird empfohlen, sich für einen Zeitraum von drei bis sechs Monaten Zeit zu nehmen, um die Wirksamkeit der gewählten Therapie zu beurteilen. Häufiger Wechsel der Präparate kann den Behandlungserfolg negativ beeinflussen.

Gestagen
Eine häufig empfohlene Option ist die Einnahme von Gestagenen, die in Form einer „Pille“ oder durch eine Spirale erfolgen. Gestagene, auch als Gelbkörperhormone bekannt, simulieren eine Schwangerschaft im Körper, was zur Blockade der Östrogenproduktion führt. Dadurch wird die Bildung einer Gebärmutterschleimhaut unterdrückt, sodass sich kein befruchtetes Ei einnisten kann.

Nebenwirkungen
Die Einnahme von Gestagenen kann mit verschiedenen Nebenwirkungen verbunden sein. Zu den potenziellen Nebenwirkungen zählen:
– Depressionen
Zystenbildung an den Eierstöcken
– Gewichtszunahme
– Schlafstörungen
– Kopfschmerzen und Migräne
– Haarausfall
– Akne
– Hitzewallungen
– Erhöhte Thromboseneigung

Diese Nebenwirkungen sind in dokumentierten Studien, müssen jedoch nicht bei jedem Betroffenen auftreten. Eine sorgfältige Abwägung ist ratsam.

GnRH-Analoga und GnRH-Antagonisten
Eine weitere Behandlungsoption stellen GnRH-Analoga dar. Diese Medikamente hemmen die Produktion von Östrogen und Progesteron im Eierstock, was zu einem hormonellen Zustand führt, der mit den Wechseljahren vergleichbar ist. Die Einnahme von GnRH-Analoga kann zahlreiche Nebenwirkungen verursachen, darunter:
– Hitzewallungen
– Stimmungsschwankungen
– Kopfschmerzen
– Müdigkeit
– Knochensubstanzverlust (Osteoporose)

Wegen der Gefahr einer Osteoporose ist die Therapie in der Regel auf sechs Monate begrenzt, oft ergänzt durch eine sogenannte Addback-Behandlung mit niedrig dosierten Östrogenen. Leider kehren bei etwa 80 % der Patienten*innen nach Absetzen der Therapie die Beschwerden zurück, weshalb eine gründliche Abwägung notwendig ist.

Nebenwirkungen der hormonellen Therapie
Die Einnahme von Hormonpräparaten beeinflusst den natürlichen Hormonhaushalt erheblich und kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Frauen mit Kinderwunsch sollten diese Aspekte unbedingt berücksichtigen.

Ärzte weisen außerdem auf ein erhöhtes Risiko für Thrombosen und Embolien hin, insbesondere in Verbindung mit der Anti-Baby-Pille der dritten und vierten Generation. Es ist wichtig, die Vor- und Nachteile einer hormonellen Therapie eingehend zu besprechen, um eine fundierte Entscheidung zu treffen.

Schmerzen und Schmerztherapie
Unterscheidungen der Schmerzen
Somatischer Schmerz
– Gesteigerte Schmerzempfindlichkeit (Allodynie)
– Ähnlich wie ein elektrischer Schlag
– Spezifische Lokalisierung
– S
chmerz kann präzise & klar beschrieben werden
– Kaum vegetative Begleiterscheinungen wie Übelkeit/Erbrechen, Zittern oder Schwitzen)
– Dysfunktion der Beckenorgane, sexuelle Dysfunktion, Bewegungsdysfunktionen

NEUROPATHISCHER SCHMERZ (auch Nervenschmerzen oder Neuralgie genannt)
Im Gegensatz zu „normalen“ Schmerzen, wo die Nerven die Schmerzinformation an das Gehirn weiterleiten, werden neuropathische Schmerzen vom Nerv selbst als Folge einer Nervenschädigung oder Nervenreizung verursacht. Sie haben oft eine hohe Schmerzintensität.


Medikamentöse Schmerztherapie
Die Behandlung von Schmerzen, die durch Endometriose verursacht werden, erfolgt häufig mit Schmerzmedikamenten. Diese lindern zwar die Symptome, wirken jedoch nicht auf die eigentliche Erkrankung und können zu einer Abhängigkeit führen, wenn sie über längere Zeiträume regelmäßig eingenommen werden. Zudem kann ein Gewöhnungseffekt auftreten, der höhere Dosen erforderlich macht und die Gefahr von Leber- und Nierenschäden birgt.
Ein hilfreicher Ansatz ist die Überweisung an Schmerzambulanzen, die interdisziplinäre Teams aus Schmerztherapeut innen, Psychotherapeut innen und Physiotherapeut*innen beschäftigen. Diese Fachkräfte entwickeln gemeinsam mit Ihnen individuelle Konzepte zur bestmöglichen Schmerzreduktion.

Multimodale Schmerztherapie
Chronische Schmerzen bei Endometriose können zu einer erhöhten Schmerzempfindlichkeit und psychosomatischen Symptomen führen, was das Leben der Betroffenen stark einschränkt. Eine medikamentöse oder operative Behandlung ist oft nicht ausreichend. Hier setzt die multimodale Schmerztherapie an, die ein ganzheitliches Konzept darstellt und auf Ihre individuellen Lebensbedingungen eingeht.
In zertifizierten Schmerzzentren arbeiten Fachleute aus verschiedenen Therapiebereichen zusammen, darunter Psychotherapie, Physiotherapie, Entspannungsverfahren und medizinische Trainingstherapie. 

Neuraltherapie
Die Neuraltherapie, auch bekannt als TLA, nutzt lokale Betäubung zur Schmerzlinderung und kann Entzündungen hemmen sowie die Durchblutung fördern. Sie bietet nicht nur zeitliche Erleichterung, sondern kann auch Heilungsprozesse anstoßen, indem sie den Schmerzkreislauf unterbricht. Diese Methode ist besonders wertvoll, wenn hormonelle Behandlungen abgelehnt oder nicht ausreichend wirksam sind, und es gibt Hinweise auf eine präventive Wirkung gegen die neuere Entstehung Endometriose-Herde.

Operative Therapie bei Endometriose
Bei stärkeren Beschwerden oder diagnostischen Zweifeln ist eine Laparoskopie (Bauchspiegelung) der Standard zur sicheren Diagnose und Therapie. Dabei werden Endometrioseherde entfernt, entweder durch Ausschneiden, Veröden oder Laserabtragung. Die Erfahrung des/der Operateurs/in spielt hier eine große Rolle für den langfristigen Erfolg und die Vermeidung neuer Verwachsungen.
Auch wenn die Entfernung von Organen wie der Gebärmutter in Einzelfällen hilfreich sein kann, wird meist empfohlen, Organerhalt und eine umfassende Entfernung der Herde zu priorisieren, da auch verbleibende Herde weitere Beschwerden verursachen können.

Laparoskopie (Bauchspiegelung)
Die Laparoskopie ist die zuverlässigste Methode zur Diagnose und Behandlung von Endometriose. Der Eingriff erfolgt unter Vollnarkose und ist minimalinvasiv, was bedeutet, dass nur kleine Narben zurückbleiben. Während der Operation wird die Bauchhöhle mit Kohlendioxid gefüllt, um eine bessere Sicht und mehr Platz für die Behandlung zu schaffen. Es werden Gewebeproben entnommen, um die Diagnose zu bestätigen.
Die Entfernung von Endometriose-Herden erfolgt durch verschiedene Techniken, wie das Herausschneiden (Exzision), Veröden (Koagulation) oder Abtragen mit Laser. Die Dauer der Operation variiert je nach Umfang und kann zwischen 30 Minuten und mehreren Stunden liegen. Nach kleineren Eingriffen ist ein Krankenhausaufenthalt von ein bis zwei Tagen üblich.

Roboterassistierte Chirurgie
Roboterassistierte Operationen gewinnen zunehmend an Bedeutung. Bei diesem Verfahren steuert die Chirurgin oder der Chirurg mit einem Roboterarm die Instrumente in der Bauchhöhle, während sie auf einem Bildschirm den Operationsbereich in 3D sehen. Diese Methode eignet sich besonders für komplexe Fälle mit Verwachsungen oder tiefen Infiltrationen im Darm oder Blase.

Weitere operative Methoden
Je nach Ausprägung der Endometriose können auch Darm- und Blasenspiegelungen erforderlich sein. In einigen Fällen ist ein Bauchschnitt (Laparotomie) notwendig, wenn umfangreiche Verwachsungen oder ungünstige Herd-Lokalisationen vorliegen. Dieser Eingriff ist invasiver und mit einem längeren Heilungsprozess verbunden.

Organerhaltende Chirurgie
Es gibt häufig das Missverständnis, dass die Entfernung der Gebärmutter die Endometriose heilt. Das ist nicht der Fall, da auch andere Herde im Körper bestehen bleiben können, die weiterhin Beschwerden verursachen. Eine organerhaltende Chirurgie, die sich auf die Entfernung der Endometriose-Herde konzentriert, sollte Priorität haben, um die Gesundheit und Lebensqualität der betroffenen Frauen zu wahren.
Frauen sollten vor der Operation ausführlich mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt über die geplanten Maßnahmen sprechen und die Entscheidung über die Organentfernung selbst treffen. Eine umfassende Aufklärung ist entscheidend, um die richtige Wahl zu treffen.

Wichtige Hinweise:
Betroffene sollten stets eine individuelle Behandlung in Abstimmung mit spezialisierten Ärzten wählen, um Therapieerfolge langfristig zu sichern. Auch die eigene Entscheidung zu den OP-Maßnahmen wird empfohlen, sorgfältig abzuwägen. 

Komplementäre Behandlungsmöglichkeiten
Neben schulmedizinischen Ansätzen bieten komplementäre Behandlungsmethoden viele Möglichkeiten, die Lebensqualität bei Endometriose zu verbessern. Da diese chronische Erkrankung alle Lebensbereiche betrifft, kann eine ganzheitliche Betrachtung – Ernährung, Bewegung, Stressbewältigung und alternative Therapien – helfen, Symptome zu lindern und das Wohlbefinden zu steigern. Hier finden Sie Ansätze, die häufig als Ergänzung zur klassischen Therapie genutzt werden:

1. Ernährung
Eine ausgewogene Ernährung kann die Verdauung und das Immunsystem unterstützen und Beschwerden mindern. Eine allgemeingültige Ernährungsweise gibt es jedoch nicht: Einige bevorzugen pflanzliche oder glutenfreie Kost, andere finden Erleichterung durch proteinreiche, kohlenhydratarme Ernährung. Generell gelten die Empfehlungen, auf frische, unverarbeitete Lebensmittel zu setzen und Zusatzstoffe zu meiden. Die Beratung durch Fachkräfte und medizinische Abklärung bei Verdacht auf Unverträglichkeiten sind empfehlenswert.

2. Bewegung und Physiotherapie
Regelmäßige Bewegung kann die Schmerzgrenze erhöhen und das allgemeine Wohlbefinden steigern. Empfohlen werden moderate Aktivitäten wie Wandern, Radfahren und Schwimmen sowie Entspannungsübungen wie Yoga oder Tai Chi.
Physiotherapie kann die Mobilität fördern und Schmerzen lindern. Besonders hilfreich sind gezielte Techniken wie Beckenboden-, Atem- und manuelle Therapie sowie Bindegewebsmassage. Ein erfahrener Physiotherapeut kann Spannungen erkennen und behandeln und zusätzlich individuell angepasste Übungen zur Schmerzlinderung und Beweglichkeit entwickeln.

3. Stressabbau und Entspannungstechniken
Chronischer Stress kann Endometriose-Symptome verstärken. Daher ist der gezielte Stressabbau ein wichtiger Bestandteil der komplementären Therapie. Methoden wie Progressive Muskelentspannung (PMR), Achtsamkeitstraining oder Meditation helfen, den Körper zu entspannen und Schmerzen besser zu bewältigen. 

4. Pflanzenheilkunde (Phytotherapie)
Heilpflanzen wie Frauenmantel oder Himbeerblätter können die Menstruationsbeschwerden lindern, die Verdauung unterstützen, die Entspannung fördern, die Abwehrkräfte stärken und das Wohlbefinden fördern. Phytotherapie nutzt Heilkräuter, um Entspannung zu fördern und die Abwehrkräfte zu stärken. Pflanzliche Präparate wie Tees oder Salben sind günstig erhältlich. Beratung durch Fachpersonal ist hier besonders wichtig, um geeignete Mittel zu finden und Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen zu vermeiden. 

5. Traditionelle Chinesische Medizin (TCM)
Die TCM strebt danach, das körpereigene „Qi“ oder die Lebensenergie auszubalancieren. Methoden wie Akupunktur, chinesische Kräutertherapie und Qi Gong sollen Blockaden lösen und das Wohlbefinden steigern. Besonders Akupunktur hat sich bei der Linderung von Endometriose-bedingten Schmerzen bewährt. Kräutermedizin und Bewegungsübungen sollen das Wohlbefinden fördern. In der chinesischen Diagnostik werden neben körperlichen Beschwerden auch seelische und Lebensstilfaktoren berücksichtigt, um eine umfassende Therapie zu entwickeln. TCM kann eine sinnvolle Ergänzung zur schulmedizinischen Behandlung sein und individuell angepasst werden.

Hinweis : Die komplementären Methoden ersetzen keine ärztliche Behandlung, können jedoch in Absprache mit dem behandelnden Arzt eine wirksame Unterstützung bieten. Sprechen Sie mit Fachkräften und informieren Sie sich gründlich, um die für Sie passenden Ansätze zu finden.


Kinderwunsch

Endometriose kann die Fruchtbarkeit auf verschiedene Weise beeinträchtigen. Verengte oder erwachsene Eileiter können verhindern, dass die Eizelle in die Gebärmutter gelangt, und Zysten oder Verwachsungen können die Beweglichkeit der Eierstöcke einschränken. Darüber hinaus scheint bei manchen Frauen mit Endometriose die Qualität der Eizellen verschlechtert zu sein. Auch entzündliche Prozesse, die durch die Erkrankung ausgelöst werden, können eine Einnistung erschweren. Eine genaue Diagnose und Beratung durch erfahrene Ärzte, idealerweise mit Endometriose-Expertise, sind wichtig, um die individuellen Faktoren zu identifizieren. Generell wird empfohlen, bei Endometriose nicht zu lange zu warten, da es – auch wenn der Kinderwunsch gerade nicht im Vordergrund steht – die Chancen später erhöhen, wenn man frühzeitig eine Beratung in Anspruch nimmt.

Fruchtbarkeitsförderung und Diagnostik:
Die WHO definiert unerfüllten Kinderwunsch, wenn ungeschützten Geschlechtsverkehr über mindestens ein Jahr keine Schwangerschaft eintritt. Um Ursachen zu identifizieren, können Methoden wie eine Zyklusanalyse (Es ist hilfreich, den Zyklus genau zu beobachten, etwa durch Temperaturmessung oder Zervixschleimbeobachtung) oder Untersuchungen zur Eileiterdurchgängigkeit (Chromopertubation oder HYCOSY) angewendet werden. Auch der männliche Partner sollte mit einem Spermiogramm auf seine Fruchtbarkeit untersucht werden, da oft beide Partner von Einschränkungen betroffen sind.

Kinderwunschbehandlung
In den meisten Kinderwunschkliniken arbeiten Fachärzt*innen aus verschiedenen Disziplinen zusammen, um individuell angepasste Behandlungsmöglichkeiten anzubieten. Folgende reproduktionsmedizinische Verfahren können hilfreich sein:
Hormonelle Stimulation: Medikamente regen die Eizellreifung an.
– Insemination: Aufbereitetes Sperma wird direkt in die Gebärmutter eingeführt.
– In-vitro-Fertilisation (IVF) : Eizellen werden entnommen, im Reagenzglas befruchtet und später in die Gebärmutter transferiert.
– Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) : Ein Sperma wird direkt in die Eizelle injiziert

Die Baby-Take-Home-Rate liegt pro Zyklus durchschnittlich bei 20 %.
In Österreich übernimmt der IVF-Fonds 70 % der Kosten für 4 Versuche. Der Eigenanteil der Kosten kann trotzdem eine hohe finanzielle Belastung darstellen. Oftmals stellt eine Kinderwunschbehandlung auch eine nicht zu unterschätzende psychische Belastungen dar. Neben der Unterstützung durch Psycholog*innen, kann auch der Austausch in Selbsthilfegruppen eine hilfreiche Unterstützung sein. Hier möchten wir auf den Verein Kinderwunsch Österreich verweisen – Link zur Webseite.

Studien zeigen, dass nach gut durchgeführten Endometriose-Operationen die Chancen auf eine Schwangerschaft steigen, da Herde und Verwachsungen beseitigt und Entzündungen reduziert werden. Hormonpräparate verbessern hingegen die Fruchtbarkeit nicht, da sie während der Einnahme verhütend wirken. 

Schwangerschaft
Eine Schwangerschaft verläuft bei Endometriose-Betroffenen in der Regel nicht risikoreicher als bei anderen Frauen. Fehlgeburten oder Erkrankungen wie Schwangerschaftsdiabetes treten nicht auf, und auch das Risiko für Fehlbildungen ist nicht erhöht. In seltenen Fällen können Verwachsungen Beschwerden verursachen, die jedoch meist gut behandelt werden können.
Wenn die Gebärmutter durch eine Adenomyose-Operation verändert ist, wird oft ein geplanter Kaiserschnitt empfohlen.
Generell profitieren Betroffene jedoch von einer umfassenden Betreuung durch Ärzte und Hebammen, die auf Endometriose sensibilisiert sind. Psychosoziale Unterstützung ist ebenfalls hilfreich, um Ängste und mögliche Beschwerden zu bewältigen.

Stillen als präventive Maßnahme
Das Stillen kann das Wiederauftreten der Endometriose verzögern, da der Zyklus oft unterdrückt wird. Die WHO empfiehlt ohnehin, das Baby sechs Monate voll zu stillen und dann bis zum zweiten Lebensjahr weiter zu stillen. Dies ist aber eine sehr persönliche Angelegenheit. Hier empfehlen wir euch, vorab eine gut Stillberatung bzw. einen Stillvorbereitungskurs in Anspruch zu nehmen.

Heilt eine Schwangerschaft Endometriose?
Dieser Mythos hält sich leider sehr hartnäckig. Obwohl die Symptome während und nach der Schwangerschaft oft zurückgehen, heilt eine Schwangerschaftsendometriose nicht. Die Beschwerden können nach Rückkehr des Zyklus erneut – auch verändert – auftreten.

 

Psychosoziale Belastungen und Unterstützung
Endometriose führt bei vielen Betroffenen zu starken Einschränkungen der Lebensqualität und erhöhte das Risiko von Folgeerkrankungen/Begleiterkrankungen wie Depressionen. Die WHO hat den Zusammenhang zwischen chronischen Schmerzen und psychischen Belastungen anerkannt. Studien zeigen, dass Frauen mit stärkerer Endometriose ihre Lebensqualität oft niedriger bewerten als Betroffene anderer schwerer Krankheiten wie Krebs oder Arthritis.

Die Diagnosestellung an sich bringt für viele zunächst Erleichterung nach einer oft langen Leidenszeit und Ungewissheit. Doch die verschiedenen Symptome von Endometriose verursachen individuelle Herausforderungen: Viele Betroffene erleben Einschränkungen im Alltag und Beruf, oft begleitet von Druck, Ärger und Sorgen. Schmerzen beim Geschlechtsverkehr belasten außerdem Partnerschaften, und die Ungewissheit über die Fruchtbarkeit führt häufig zu tiefen Lebenskrisen und Fragen zur eigenen Weiblichkeit.

Unterstützung und Therapie
Aufklärung von Familie, Partnern und Kollegen kann das Verständnis und die Akzeptanz und Verständnis für die Beschwerden fördern. Betroffene finden Unterstützung in der Selbsthilfe und bei spezialisierten Therapeut*innen. Eine psychologische Begleitung kann helfen, Strategien zur Schmerzbewältigung und Steigerung der Lebensqualität zu entwickeln. Die Therapie kann kurzzeitig oder langfristig stattfinden, je nach individuellem Bedarf. Es gibt z. B. den Verein für Ambulante Psychotherapie (https://www.vap.or.at/) – Der Verein hat einen Überblick über Psychotherapeut*innen mit freien Plätzen auf Krankenschein oder auch über die Clearingstelle von Proges (//www.proges.at/anfrage-clearingstelle) könnt ihr zu kostenloser psychologischer 
Unterstützung kommen. Einen Überblick für alle Psychotherapeutinnen in Österreich findet ihr hier: https://www.psyonline.at/

Spezialformen

1. Endometriose am/des Ischias-Nerves
– Ausstrahlende Schmerzen entlang des Nervs ins Bein bis zum Fuß
– Taubheitsgefühle (Gesäß, Genitalien, Bein bis zum Fuß), Kribbeln
– Schwäche im betroffenen Bein /Bewegungseinschränkung des Fußes (fallender Fuß oder erschwertes Stiegen steigen)
– Hormontherapie und starke Schmerzmittel bringen kaum Linderung
– Isolierte Endometriose am Ischiasnerv ist möglich (siehe Fallstudien)

2. Endometriose an den Sakralnerven
– Ischiasschmerzen
– Überaktive Blase
– Harninkontinenz
– Hypertones Beckenbodensyndrom (überaktiver Beckenboden)
– Dorsale Pudendusschmerzen (Schmerzen im Bereich des Pudendusnervs von der Klitoris bis zum Anus, Verschlimmerung beim Sitzen)

3. Kompressions-Syndrom der Beckengefäße

  • Einengung oder Kompression der Blutgefäße im Becken durch umliegende Muskeln, Sehnen oder Bänder bzw. Endometrioseherde 
  • Es kommt zu einer Beeinträchtigung des Blutflusses und infolgedessen zu folgenden Symptomen: 
  • Schmerzen, die im Sitzen oder Liegen besser werden können (Können aber auch je nach Lokalisation bei bestimmten Positionen verstärkt werden) 
  • Parästhesien (unangenehmen Empfindungen wie Kribbeln, Taubheit, Stechen oder Ameisenlaufen) 
  • Sensibilitätsstörungen 
  • Motorische Störungen 
  • Kältegefühl und/oder Schwellung der Extremitäten 
  • Zyanose (bläuliche oder gräuliche Verfärbung der Haut/Schleimhaut aufgrund von einer Minderversorgung des Gewebes mit Sauerstoff) 

Jeder Weg im Umgang mit Endometriose ist individuell – Selbsthilfegruppen und spezialisierte Beratungsstellen können unterstützen passende Lösungsansätze zu finden.